Irgendwie hat es mich schon immer dazu getrieben, Menschen zu bewegen. Und das sowohl körperlich als auch kognitiv. Beides ist für mich untrennbar miteinander verbunden. Das alte „Mens sana in corpore sano“ (für alle Nicht-Lateiner: Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper) ist für mich keine hohle Phrase, sondern gelebte Realität. Ohne mein tägliches Box- oder Lauftraining (na gut, fast täglich…) funktioniert mein Hirn einfach nicht richtig. Und zwischendurch muss die ganze Energie, die ich gesammelt habe, auf die „Bühne“. Damit meine ich nicht zwingend das Rampenlicht; die Bühne steht für mich symbolisch für jede Form der Bereicherung anderer Menschen. Ob das eine Einzelperson im Coaching oder eine Gruppe von 50 Leuten im Live-Webinar ist.
Deshalb ist es wohl nicht weiter verwunderlich, dass es mich schon als Kind auf die „echte“ Bühne gezogen hat. Ich habe in Musicals mitgespielt, war in allen Chören so ziemlich die Lauteste (was insbesondere bei der Leitung des Kirchenchors nicht so gut ankam), habe später mit Anfang 20 einen riesigen Gospelchor mit über 100 Leuten dirigiert und neben dem BWL-Studium Box-Fitness-Kurse geleitet.
Apropos BWL-Studium: Als Leistungskind war es nur vernünftig, diesen Weg einzuschlagen, obwohl mein Herz auch damals schon heimlich für Psychologie, Sport, Musik und das Schauspielen schlug. Zum Glück habe ich das trotzdem ganz brav kognitiv entschieden, denn der Weg durch die Wirtschaft hat mich letzten Endes dorthin geführt, wo ich heute bin. Ich kann mit Fug und Recht sagen, dass ich Vertrieb von der Pike auf gelernt habe. Und ich bringe echtes, handfestes, pragmatisches Know-How aus über 10 Jahren Führung „im Business“ mit. Dieses Wissen (und Können!) habe ich über die letzten 15 Jahre nebenberuflich durch meine diversen Aus- und Weiterbildungen im Bereich Beratung, Training und Coaching für mich vervollkommnet. Im Jahr 2017 habe ich mir dann meinen Traum erfüllt und mich selbständig gemacht. Und es seither keinen Tag bereut.
Ich liebe es, meine Arbeit mit Menschen ganz frei zu gestalten, immer passgenau mit dem Kunden oder dem Klienten zu schauen, was sie oder er gerade braucht; meine volle Energie auf die Menschen zu verwenden, die gerade vor mir sitzen (ob in Präsenz oder virtuell), anstatt sie in sinnlosen Meetings und Machtkämpfen zu verschwenden. Das spüren meine Kunden sehr schnell, denke ich. Dass ich mich mit allem, was ich habe, für sie reinhänge.
Und warum jetzt eigentlich Klarheit? Ich glaube, Klarheit ist das von mir in den letzten 5 Jahren am meisten bemühte Wort in meinen Trainings. Und um da ganz klar zu sein (haha!): Meiner Erfahrung nach gibt es meist zu wenig davon. Meine These ist, dass wir schon ziemlich früh lernen, dass Klarheit irgendwie unfreundlich ist. Spätestens durch meinen Sohn weiß ich, dass Kinder erstmal total klar kommunizieren. Ich kann mich nicht erinnern, mal gerätselt zu haben, ob er etwas gut oder total doof findet. Und dann kommt irgendwann der Moment, in dem Erwachsene ihre eigenen Befindlichkeiten ins Spiel bringen. Das Kind lernt, „diplomatischer“ zu sein. Sprich: Höflicher. Oder auch: Unklar. Das gefällt den meisten Tanten und Opas und so. Die feine englische Art.
So sehr ich die Briten liebe: Für ihre Klarheit sind sie nicht gerade berühmt. Und wenn wir dann immer weiter unklar sind in unserer Kommunikation, um bloß niemandem versehentlich auf die Füße zu treten, merken wir vielleicht irgendwann gar nicht mehr, dass wir unklar kommunizieren. Ich habe wirklich rein gar nichts gegen Höflichkeit und freue mich auch, wenn mein Sohn nicht nach meinen liebevollen Kochbemühungen Dinge sagt wie: „Mami, das Essen riecht schimmelig!“ Wichtig finde ich nur, dass wir uns ganz bewusst sind, wann es vielleicht etwas Diplomatie braucht und wann wir wirklich straight sein sollten.
Ein kleines Beispiel aus dem Leben, das mir so oder so ähnlich wirklich schon sehr, sehr häufig begegnet ist: Eine Führungskraft, nennen wir sie Anneliese, will ihrem Mitarbeiter Jochen Feedback dazu geben, dass er schon wieder (!) nicht genügend Neukunden akquiriert hat. Wenn ich ihr ein paar Fragen dazu stelle, wird schnell deutlich, dass sie total enttäuscht ist, weil sie Jochen eingestellt hat und er sie jetzt irgendwie hängen lässt. Aber was sagt unsere Anneliese im „Feedback-Gespräch“ zu Jochen? Sie spricht über das Thema Neukunden – obwohl es doch im Kern um etwas viel Tieferes, Größeres geht: Nämlich ihre persönliche Enttäuschung. Verrückt ist dann, und auch das erlebe ich immer wieder, dass Anneliese total perplex ist, wenn sie merkt, worum es ihr in Wirklichkeit geht. Das sind ganz besondere Momente für mich, weil die Klarheit da schon mal durchblitzt. Wenn ich Anneliese dann im weiteren Verlauf frage, ob es vielleicht eine gute Idee für sie sein könnte, mit Jochen mal über das eigentliche Thema zu sprechen, für das die fehlende Neukunden-Akquise eventuell nur ein Symptom ist, fragt sie mich sehr wahrscheinlich: „Kann ich das denn wirklich so sagen?!“ Und ich sage: „Klar!“ – Was sonst? Was ist denn wertschätzender als Klarheit, die auf Augenhöhe kommuniziert wird? (Kommunikation auf Augenhöhe bedeutet für mich übrigens, dass ich meine Emotionen und Bedürfnisse verbalisiere, also ausspreche, anstatt sie einfach nur am anderen auszuleben. Hmmm, das könnte ein spannendes Thema für einen weiteren Blog-Artikel sein…) Wer seine Mitmenschen liebt, ist klar.
Unterm Strich geht es mir in meiner Arbeit darum, die Menschen wieder mit ihrer ursprünglichen Klarheit in Kontakt kommen zu lassen. Die ist nämlich irgendwo noch da. Und ich möchte dadurch meinen kleinen, ganz bescheidenen Mini-Beitrag dazu leisten, dass Menschen darüber reflektieren, worum es ihnen wirklich geht, bevor sie ihre Kommunikation auf andere loslassen. Deshalb lautet eine meiner Lieblingsfragen an meine Klienten: „Wie lautet die Überschrift?“ Wenn die klar ist, kommt der Rest wie magisch fast von allein. Stop wandering around the porridge.