Ich kann nichts dafür, mein Gehirn hat sich das ausgedacht!

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Ich kann nichts dafür, mein Gehirn hat sich das ausgedacht!

Dieser entwaffnende Satz stammt von meinem 5-jährigen Sohn. Eigentlich müsste ich nichts anderes tun, als die Dinge mitzuschreiben, die er so sagt – dann wäre mein wöchentlicher Artikel vermutlich nach 2 bis 3 Stunden im Kasten. Da ich mich aber nicht mit seinen Federn schmücken will, nutze ich seine Klarheit hauptsächlich als Inspiration. Die besten Lehrer haben wir eh bei uns zu Hause sitzen, in Form von Ehemännern, Kindern, Partnerinnen, Haustieren, … 

Zurück zum Gehirn, das sich „das“ ausgedacht hat: Ich überlege schon seit einigen Wochen, wie ich eines meiner Lieblingsthemen im Zusammenhang mit Klarheit am besten anpacken kann. Es ist nämlich, wie ich finde, ein ziemlich großes, komplexes, unbequemes Teil mit einem pseudo-akademischen, abschreckenden Namen: Konstruktivismus. 

Manche von Euch denken jetzt vielleicht: „Häh? Das hat doch irgendwas mit Kunst zu tun?!“ Stimmt. Auch. Gleichzeitig ist es ein Begriff, der sich zum Beispiel in der Philosophie und in der Mathematik wiederfindet. Unterm Strich geht es (zumindest mir), vereinfacht gesagt, darum, dass jeder Mensch sich aufgrund seiner ganz individuellen Erfahrungen, Bedürfnisse und Interessen seine eigene, ganz persönliche Wirklichkeit konstruiert – also baut, oder eben ausdenkt. Es kommt, im wahrsten Sinne des Wortes, auf die Perspektive an, den Blickwinkel, aus dem ich etwas betrachte. Eine Freundin von mir hat sich in diesem Zusammenhang neulich an einen Comic aus ihrer Studienzeit erinnert, in dem zwei Männchen auf einen Apfel blicken, der auf dem Tisch vor ihnen liegt. Das eine Männchen sagt: „Es gibt wirklich nichts miss zu verstehen, das ist ein Apfel.“ Darauf das andere: „Welcher Apfel?“

Wenn ich also davon ausgehe, dass niemand auf der Welt meine Wirklichkeit teilen kann, klingt das erstmal ziemlich einsam.

Hier kommt für mich meine Freundin, die Klarheit, ins Spiel: Sie hilft mir dabei, der oder dem oder den Anderen meine Wirklichkeit etwas zugänglicher zu machen. Das kann aus meiner Sicht allerdings nur gelingen, wenn meine Intention passt. Sprich: Wenn ich mit dem Ziel klar kommuniziere, den anderen von meiner Wirklichkeit überzeugen zu wollen, passt die Intention nicht zum Kontext. Passender wäre es, wenn es mir um mehr Transparenz geht. Das heißt noch lange nicht, dass der andere meine Wirklichkeit gut finden muss. Sie wird aber vielleicht etwas klarer für ihn, so dass am Ende mehr gegenseitiges Verständnis entstehen kann. Das hat dann wieder was mit einer weiteren wichtigen Verwandten zu tun: der Selbstoffenbarung. Über die schreibe ich ganz sicher auch nochmal was. Es geht also darum, im rein übertragenden Sinne etwas näher aneinander zu rücken („Mami, denk‘ dran, Corona!“). 

Aus meiner konstruierten Wirklichkeit heraus entstehen dann übrigens oft auch Glaubenssätze (als Beispiel einer meiner Glaubenssätze: „Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern passend und nicht passend.“). Manchmal ist es, denke ich, auch genau umgekehrt und die Wirklichkeit entsteht aus dem Glaubenssatz. Um das alles erkennen zu können, ist es echt hilfreich, regelmäßig darüber zu reflektieren. Kleine Randnotiz: Reflexionsfähigkeit ist aus meiner Sicht eine weitere Schlüssel-Kompetenz, die eine alltagstaugliche Führungskraft haben muss. Sie hilft allerdings auch, wenn Ihr keine Führungsverantwortung, sondern „nur“ eine rein zwischenmenschliche habt. Ich empfehle dringend den regelmäßigen Perspektivwechsel. Walk a mile in her/his shoes. Das hilft dabei, den eigenen Tellerrand zu verkleinern. Und gleichzeitig stellt es die eigene Wirklichkeitskonstruktion immer wieder in Frage. Ist das nicht total anstrengend? Aber ja. Und ich finde, das sind wir einander schuldig. 

Damit Ihr direkt loslegen könnt, habe ich Euch selbstverständlich was mitgebracht. Hier sind 3 Fragen zur Selbstreflexion, die Ihr Euch im Sinne der Klarheit ab und zu mal stellen könntet:

  1. Wessen Wirklichkeitskonstruktion (zum Thema xy) erscheint mir der meinen am ähnlichsten und woran mache ich das fest?
  2. Wessen Wirklichkeitskonstruktion (zum Thema xy) strengt mich am meisten an und woran mache ich das fest?
  3. Und wie, glaube ich, sieht diese*r zweite Andere mich und meine Wirklichkeitskonstruktion?

Ich bin wieder ganz gespannt auf Eure Kommentare! Bitte stellt mir auch gern Eure Fragen zu dem Thema und/oder lasst mich wissen, wenn Eure Wirklichkeitskonstruktion so gar nicht zu meiner passen will. Ihr wisst ja: Ich kann nichts dafür…

Bis nächsten Freitag! Bleibt klar. 

Eure Saskia

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