To read this article in English, please scroll down. Ich habe mich lange innerlich gewehrt. Mindestens 2 Wochen lang. Und das ist wirklich lange für mich. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass meine Arbeit sich drastisch verändert. Veränderung, igitt! Agilität, bäh! Die sind beide nur für meine Klienten wichtig. Doch nicht für mich! Der menschliche Kontakt, die „echte“ Interaktion zwischen meinen Klienten und mir, das ist schließlich einer meiner wesentlichen Erfolgsfaktoren. Never change a winning system und so. Ja, na gut, vorübergehend kann ich mal eine Zeitlang online arbeiten. Wenn es wirklich sein muss. Besser, als wenn es gar keine Aufträge mehr gibt. Aber auf Dauer? Kann ich überhaupt gut sein, wenn ich nicht mit den Menschen physisch im selben Raum bin?
Es zeigt sich: Ich kann! Und nicht nur das. Meine Sorgen haben sich zum Glück überhaupt nicht bewahrheitet. Nach inzwischen fast einem halben Jahr der hauptsächlich virtuellen Arbeit ziehe ich für mich Zwischenbilanz: Ich bin (und das hat mich wirklich sehr überrascht) ein riesiger Fan der virtuellen Zusammenkünfte. Ich frage mich tatsächlich regelmäßig: Wieso habe ich das nicht schon viel früher so gemacht?
Ja, es gibt es nach wie vor Dinge und Themen, bei denen ich grundsätzlich den persönlichen Kontakt dem virtuellen vorziehe, sofern es möglich ist. So wie ich auch nicht zu jedem Thema eine WhatsApp oder eine Mail schreiben, sondern im besten Fall ein persönliches Gespräch oder zweitbestens ein Telefonat führen würde. Gleichzeitig eröffnet die virtuelle Zusammenkunft allen Beteiligten Freiheiten, die ich vorher nicht antizipiert habe: Zum Beispiel reise ich kaum noch. (Verrückt, früher habe ich das Reisen als Freiheit empfunden.) Das schenkt mir nicht nur wahnsinnig viel Zeit, die ich anderweitig investieren kann, sondern tut auch viel für meinen Energie-Haushalt. Und ganz nebenbei für meine CO2-Bilanz. Und meine Kunden sparen Reisekosten. Und ebenfalls Zeit, weil auch sie bequem in ihren eigenen vier Wänden bleiben können. Dazu kommt, dass ich bemerkt habe, dass es gerade im Business Coaching vielen Unternehmens-Klienten deutlich leichter zu fallen scheint, sich zu öffnen, wenn sie physisch in ihrer Komfortzone sind. Meine These ist, dass es sich vermutlich im eigenen Zuhause deutlich sicherer anfühlt als im Büro. (Schade eigentlich, der Naivling in mir wünscht sich, dass sich die Menschen auch dort sicher fühlen können.)
Hinzu kommt auch noch, dass es aus meiner Sicht einen Unterschied macht, ob meine Klienten unmittelbar vor unserer Coaching-Session aus einem anderen Meeting-Raum gehetzt kommen und direkt danach ins nächste Meeting hecheln. Das kann zwar definitiv auch virtuell passieren, ist aber rein physisch schon echt etwas anderes, stelle ich fest.
Da auch ich selbst oft als Teilnehmende in virtuellen Formaten sitze, sind mir über die letzten Monate Dinge aufgefallen, die aus meiner Sicht maßgeblich dazu beitragen, ob ein Web-Training, eine Online-Konferenz oder ein kurzer Video-Call gut für mich funktionieren oder nicht. Vor einigen Wochen habe ich meine 7 Schritte zum Wachküssen der inneren Rampensau mit Euch geteilt. Ich habe viele tolle Rückmeldungen zu diesem Artikel erhalten, weshalb ich heute gern daran anknüpfen möchte. Diesmal habe ich mich mit der Frage beschäftigt: Was kann ich tun, um in Video-Konferenzen, Web-Calls oder wie auch immer Du sie nennen magst so gut wie möglich „rüber“ zu kommen?
Und hier sind sie, meine 7 Lieblings-Tipps für großartige Video-Calls:
1. Bevor Du überhaupt irgendetwas tust, frag Dich: Braucht es wirklich ein virtuelles Meeting für unser Thema? Vielleicht können wir auch ganz old school telefonieren? So schick es ist, dass man jetzt andauernd virtuell miteinander konferieren kann, es ist verdammt anstrengend, wenn das den ganzen Tag so geht. Da kann ein simples Telefonat richtig wohltuend sein. Always choose your medium of communication wisely. Und im Zweifel geh direkt zu Nr. 7.
2. Du brauchst eine gute Balance zwischen Blickkontakt und Blick auf den Bildschirm. Der virtuelle Blickkontakt ist der direkt Blick in die Kamera. Dieser Tipp ist für mich persönlich am schwierigsten umzusetzen. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich finde es nach wie vor befremdlich, auf so einen kleinen schwarzen Punkt zu starren (bei mir ist er oben mittig an meinem Bildschirm). Gleichzeitig ist das der einzige mir bekannte Weg, um meinem Gesprächspartner das Gefühl zu geben, dass ich ihm in die Augen schaue.
Ich versuche deshalb, eine gute Balance zu finden zwischen dem virtuellen Blickkontakt (der ja kein echter Blickkontakt sein kann, da ich gleichzeitig die Augen meines Gegenübers nicht sehen kann) und dem Wechsel ins Betrachten meines Gesprächspartners auf dem Bildschirm. Das ist wichtig, damit Du die Körpersprache der anderen wahrnehmen kannst. Neulich habe ich zum Beispiel einmal fast verpasst, dass einem Klienten die Tränen kamen. Zum Glück nur fast. Also aufgepasst!
Gut ist übrigens, dass Du Dir bei mehreren anderen Teilnehmern keine Gedanken mehr darüber machen musst, ob Du mit allen Blickkontakt hast, da sich sowieso alle angeguckt fühlen, sobald Du in die Kamera schaust.
Faustregel: Wenn Du „sendest“ solltest Du grob 80% der Zeit in die Kamera blicken, 20% Deiner Aufmerksamkeit gehen auf den Bildschirm und die Körpersprache des/der anderen. Wenn Du „empfängst“ empfehle ich einen für Dich angenehmen Wechsel zwischen Blick in die Kamera (so signalisiert Du dem Sender, dass Du bei ihm bist), Blick auf die Körpersprache des/der anderen und ggf. dem Blick auf Deine (laufenden) Notizen.
3. Benutz ein verdammtes Headset. Ich flehe Dich an. Was mich regelmäßig an den Rand des Wahnsinns treibt, ist, wenn Leute ohne Headset im Call dabei sind. Das erscheint mir so eine einfache Sache, die für alle Beteiligten einen riesigen Unterschied machen kann. Mich erinnert das immer an meine Zeit im Vertrieb und Telefonate mit Kollegen, die mit 200 Sachen über die Autobahn rasen und dabei die Freisprecheinrichtung nutzen. Du musst ja nicht gleich so ein krasses Piloten-Ding aufsetzen, das wäre für mich auch nichts. So ein kleiner Knopf im Ohr tut es schon.
4. Setz Dich im besten Fall mit Blick zum Fenster. Wenn das bei Dir wie bei mir im Arbeitszimmer nicht geht, besorg Dir eine Tageslichtlampe und/oder einen O-Ring. Beides gibt es für relativ kleines Geld. Und mach insgesamt alles Licht an, was geht. Dafür darfst Du ausnahmsweise das Deo weglassen. Übrigens: Auch bei virtuellen Meetings darfst Du gern drüber nachdenken, was Du anziehst und wie Du Dich/Deine Haare/Dein Gesicht zurechtmachst. Ich sage auf keinen Fall, dass Du Dich jedes Mal total stylen musst. Das mache ich auch nicht. Guck einfach, was für ein Meeting es ist und mit wem, wie Du wirken möchtest und wie Du Dich jeweils damit fühlst. Sprich: Entscheide bewusst. Und: Check Dein Aussehen, bevor die anderen Dich sehen können. Der Bildschirm ist kein Spiegel (alles schon erlebt…Du auch?).
5. Stelle Fragen. Das gilt für beide Situationen: Du bist Gast oder Gastgeber. Für den Gastgeber finde ich es allerdings noch etwas wichtiger, denn wenn Du mir als Deinem Gast keine Fragen stellst, möchte ich gern von Dir wissen, wozu Du mich überhaupt in Dein Meeting eingeladen hast. Dann hättest Du mir auch ein Video von Dir schicken können und ich könnte ungeniert in der Nase bohren, während ich es mir ansehe.
6. Weniger ist mehr. Hab Deine Botschaft klar. Niemand mag es, wenn seine Zeit verschwendet wird. Ein guter Indikator dafür, dass Du schon zu lange sendest, ist es, wenn es anstrengend für Dich wird, in die Kamera zu gucken. Oder aber, falls es Dir noch nicht so gut gelingt, in die Kamera zu schauen, Du bemerkst, dass die anderen das auch nicht tun. Das würde für mich persönlich bedeuten, dass ich den Kontakt ggf. verloren habe. Das kann dann ein guter Zeitpunkt für Nr. 7 sein.
7. Mach Pause. Sowohl beim Sprechen als auch innerhalb des Meetings (Meine Faustregel: 10 Minuten Pause alle 45 Minuten. Hast Du schon mal versucht, in 5 Minuten einen frischen Kaffee zu kochen und zur Toilette zu gehen? Eben.) Wenn Du nicht der Gastgeber bist: Fordere Pausen ein. Und auch zwischen zwei Meetings darfst Du Pause machen. Ganz unbedingt!
Es gibt selbstverständlich noch Hunderte weiterer Tipps – und vielleicht passen nicht alle oder keiner meiner 7 für Dich. Ich hoffe jedoch, dass Du Dich hier oder da wiederfindest Du Lust hast, darüber zu reflektieren. Vielleicht sogar mit Deinem Team gemeinsam.
Ich freue mich schon riesig auf Dein Feedback!
Bis nächsten Freitag. Bleib klar!
Deine Saskia
My 7 favorite tips for amazing video calls
I’ve fought it for a long time. For at least 2 weeks. And that’s really long for me. I just didn’t want to admit that my work is changing drastically. Change, yuck! Agility, uh! Both of them are only important for my clients. But not for me! The human contact, the „real“ interaction between my clients and me, that is one of my key success factors. Never change a winning system and such. Yes, well, temporarily I can work online. If I really have to. Better than no more jobs at all. But in the long run? Can I be good at all if I’m not physically in the same room with people?
It shows: I can! And not only that. Fortunately, my worries have not come true at all. After almost half a year of mainly virtual work, I take stock for myself: I am (and that really surprised me) a huge fan of virtual gatherings. In fact, I regularly ask myself: Why didn’t I do this much earlier?
Yes, there are still things and topics where I generally prefer personal contact to virtual, if possible. Just like I wouldn’t write a WhatsApp or an email on every topic, but in the best case would have a personal conversation or, second best, a phone call. At the same time, the virtual get-together opens up possibilities for all those involved that I had not anticipated beforehand: For example, I hardly travel anymore. (Crazy, I used to see traveling as freedom.) It not only gives me a lot of time that I can invest elsewhere, but also does a lot for my energy budget. And also for my CO2 balance. And my customers save travel expenses. And also time, because they too can stay comfortably in their own four walls. In addition, I have noticed that in business coaching in particular, many corporate clients seem to find it much easier to open up when they are physically in their comfort zone. My thesis is that it probably feels much safer in your own home than in the office. (It’s a pity, actually, the naive part of me wishes that people could feel safe there too.)
In addition, from my point of view it makes a difference whether my clients come rushed from another meeting room immediately before our coaching session and rush to the next meeting immediately afterwards. This can definitely also happen virtually, but in purely physical terms it really makes a difference, I’ve come to realize.
Since I myself often sit in virtual formats as a participant, things have struck me over the past few months that contribute significantly to whether a web training, an online conference or a short video call work for me or not. A few weeks ago I shared my 7 steps to successful public speaking with you. I’ve had a lot of great feedback on this article, which is why I’d like to pick up on it today. This time I dealt with the question: What can I do to be amazing in video conferences, web calls or whatever you like to call them?
And here they are, my 7 favorite tips for amazing video calls:
1. Before you do anything at all, ask yourself: Do we really need a virtual meeting for our topic? Maybe we can also make an old school phone call? As chic as it is that you can now virtually confer with one another all the time, it is damn exhausting when it goes on like this all day. A simple phone call can be really relaxing. Always choose your medium of communication wisely. And if in doubt, go straight to number 7.
2. You need to have a good balance between eye contact and looking at the screen. Virtual eye contact is looking directly into the camera. This tip is the most difficult for me personally to implement. I don’t know about you, but I still find it strange to stare at a small black point (for me it is in the top center of my screen). At the same time, this is the only way I know of to make the other person feel like I’m looking into their eyes.
I therefore try to find a good balance between virtual eye contact (which cannot be real eye contact, as I cannot see the other person’s eyes at the same time) and switching to looking at my conversation partner on the screen. This is important so that you can see other people’s body language. For example, the other day I almost missed a client was crying. Fortunately only almost.
By the way, it is a plus that with several other participants you no longer have to worry about whether you have eye contact with all of them, since everyone feels looked at as soon as you look at the camera anyway.
Rule of thumb: When you “broadcast” you should look into the camera roughly 80% of the time, 20% of your attention go to the screen and the body language of the other person. When you “receive” I recommend to switch between looking at the camera (this is how you signal to the sender that you are with them), looking at the other person’s body language and possibly looking at your notes .
3. Use a darn headset. I beg of you. What regularly drives me to the edge is when people are in the call without a headset. It seems like such a simple thing to me that can make a huge difference for everyone involved. It always reminds me of my time in sales and phone calls with colleagues who would speed down the highway with 100 mph and use the speakerphone. You don’t have to put on one of those pilot thingies right away. A little button in your ear will do.
4. Ideally, sit facing a window. If that doesn’t work for you, get a daylight lamp and/or an O-ring. Both are available for relatively little money. And turn on as many lights as possible. In return, you may forget your deodorant for once. By the way: Even in virtual meetings, you are welcome to think about what to wear and how to do your hair/make up. I am definitely not saying that you have to style yourself every time. I don’t do that either. Just see what kind of meeting it is and with whom, how you want to come across and how you feel about it. In other words: Make conscious decisions. And: Check your appearance before the others can see you. The screen is not a mirror (I’ve seen it all … you too?).
5. Ask questions. This applies to both situations: Whether you are a guest or a host. For the host, however, I find it a little more important, because if I’m your guest and you don’t ask me any questions, I would like to know what you’ve invited me to your meeting for. You might as well have sent me a video of yourself and I could have unabashedly picked my nose while watching it.
6. Less is more. Have your message clear. Nobody likes their time wasted. A good indicator that you’ve been broadcasting for too long is when it becomes exhausting for you to look into the camera. Or, if you are not quite able to look into the camera yet, you notice that the others are not doing either. For me personally, that would mean that I might have lost contact. This may be a good time for #7.
7. Take a break. From speaking and during the meeting (my rule of thumb: one 10 minute break every 45 minutes. Have you ever tried to make a fresh coffee and to use the bathroom within 5 minutes? Exactly.) If you are not the host: Request breaks. And you can also take a break between two meetings. I insist!
There are of course hundreds of other tips – and maybe not all or none of my 7 are right for you. I hope, however, that you will find something you like here or there. And that you might feel like reflecting on it. Perhaps even with your team.
I’m really looking forward to your feedback!
Till next Friday. Keep it clear.
Yours, Saskia