To read this article in English, please scroll down. Wenn ich selbständige Frauen frage, weshalb sie sich selbständig gemacht haben, sagen 99% mindestens einen der folgenden Sätze:
- „Ich will mein eigener Herr sein.“
- „Ich will keinen Chef mehr haben.“
- „Ich will selbst über meine Zeit verfügen.“
- „Ich will das machen, worauf ich wirklich Lust habe.“
- „Ich will unabhängig sein.“
- „Ich will frei sein.“
- „Ich will mein Ding machen.“
Klingt erstmal gut. Bei mir war es ganz genauso. Und ich hatte noch einen weiteren, den ich allerdings deutlich seltener von anderen selbständigen Frauen höre: Ich will richtig gut bezahlt werden. Ich meine damit nicht „in 10-15 Jahren, wenn ich noch mindestens 8 weitere Ausbildungen gemacht und ganz viel Erfahrung gesammelt habe“, sondern jetzt. Heute.
Der Lord Voldemort der Motive
Ich beobachte in diesem Kontext hauptsächlich zwei Szenarien.
Szenario A: Ganz viele Selbständige denken den Satz „Ich will richtig gut bezahlt werden.“ heimlich. Er ist da. Nur scheint er so verboten, so unverschämt, so wenig ladylike, dass er, wenn überhaupt, nur flüsternd ausgesprochen wird. Es ist der Lord Voldemort der Motive.
Szenario B: Ich kenne auch selbständige Frauen, die den Satz tatsächlich laut aussprechen. Deren Problem ist allerdings oft, dass sie zwar die Karotte vor Augen haben, sich aber trotzdem immer wieder selbst sabotieren, wenn sie kurz davor sind, reinzubeißen.
Beide Szenarien sind limitierend. Beide machen klein. Das Ergebnis ist dasselbe, ob Du Dich nun eher in Szenario A oder in Szenario B wiederfindest: Es gelingt Dir nicht, im entscheidenden Moment Deinen Wert in Worte zu fassen. Der entscheidende Moment ist für mich das Angebot, das Du für einen Kunden schreiben sollst. Das Festlegen Deines Stunden- oder Tagessatzes. Das Gespräch mit der potentiellen Kundin, in dem Du Deinen Mehrwert pitchen willst. Die Verhandlung. Sprich: Alle Situationen, in denen es darum geht, Deinen Wert klar zu formulieren und in Euro zu beziffern. Situationen, in denen Du aus Deiner Komfortzone fliegst und ungebremst in der Panikzone landest. Die wirklich gute Nachricht ist: Das muss auf keinen Fall so bleiben.
Du bist nicht allein
Vielleicht beruhigt es Dich auch ein wenig, dass Du nicht allein bist. Mir geht das jedenfalls immer so. Jeden Tag treffe ich auf mehr Frauen, die wahnsinnig gern ihre Leistung in Worte fassen können würden, um diese dann gegen Euro einzutauschen. Das habe ich bereits im Konzernkontext, sowohl aus interner als auch aus externer Sicht, so erlebt – und es setzt sich fort bei den Selbständigen. Der gemeinsame Nenner sind die Frauen.
Nun könntest Du denken: Aha, es ist also mein Schicksal. Den Zahn will ich Dir sofort ziehen. Es ist absolut verständlich, dass Du Dich so fühlst wie Du Dich fühlst. Gleichzeitig will ich Dir Mut machen, dass es möglich ist, Dich anders zu fühlen. So, wie Du es Dir verdient hast: Wertvoll. Du musst nicht darauf warten, bis es passiert. Du kannst es lernen.
Ein sinnvoller erster Schritt beim Lernen neuer Verhaltensweisen ist meiner Erfahrung nach die Analyse der Ist-Situation. Ein Verständnis darüber, aus welchen Gründen es Dir (noch) nicht gelingen will, Deinen Wert in Worten auszudrücken. Um dann im nächsten Schritt etwas anderes zu tun.
Hier sind 3 der Gründe, die ich identifiziert habe, wieso manche Frauen ihren Wert nicht in Worte fassen können. Vielleicht findest Du Dich ja hier oder da wieder.
Grund #1: Du zögerst einzufordern, was Dir zusteht.
Das ist der Klassiker. Wahrscheinlich liegt das hauptsächlich daran, dass Du Angst hast, die Anderen könnten Dich für unverschämt halten. Immer hübsch adrett und bescheiden, Mädchen. Nicht.
Grund #2: Du erwartest, dass Andere Deine Leistungen von alleine anerkennen sollen.
„Ich reiße mir den Hintern auf, das müssen die doch sehen!“ Verständlich. Und doch wenig hilfreich. Es erwartet niemand, dass Du Dich plötzlich so verhältst wie diejenigen Angeber, die Du ganz furchtbar findest (meistens sind es Männer). Es gibt noch was dazwischen. „Dimmen“ nenne ich das in meinen Coachings.
Grund #3: Du weißt längst, dass einige Deiner Verhaltensweisen hinderlich für Dich sind und behältst sie trotzdem bei.
Das ist die Entschuldigungs-Falle. Wir alle sind Meister*innen darin, gute, „rationale“ Gründe dafür zu finden, weshalb wir uns verhalten wie wir uns verhalten. Wir sind halt so. Es wäre nicht authentisch, wenn wir uns plötzlich ganz anders verhalten. Das sind wir einfach nicht.
Dazu kann ich nur sagen: Ein Verhalten beizubehalten, von dem wir bereits wissen, dass es uns nicht an unser Ziel bringt, ist bestenfalls stur.
Was Du jetzt gleich tun kannst
Vielleicht gibt es gerade eine Stimme in Dir, die sich sträubt. Das ist total okay. Gib ihr ein bisschen Zeit. Wenn Du dann so weit bist und etwas verändern willst: Yes! Die große, tiefe Arbeit ist das Mindset. Vielleicht bist Du da schon länger dran. Hast schon einige Bücher gelesen und viel reflektiert. Das ist super! Was ich besonders toll am Mindset finde, ist, dass es nicht immer an erster Stelle stehen muss. Es ist da ähnlich bescheiden wie Du. 🙂
Du kannst Dein Mindset nämlich auch durch positive Erlebnisse verändern. Und um diese positiven Erlebnisse für Dich zu schaffen, arbeite ich gerade an einem „Erste-Hilfe-Koffer“ für die weiter oben beschriebenen Panikzonen-Momente.
Jetzt gleich kannst Du schon mal in Dich rein horchen und prüfen, welche der von mir beschriebenen Gründe für Dich passen könnten. Vielleicht sind es alle drei, vielleicht nur einer, vielleicht keiner. In letzterem Fall fände ich es super spannend, von Dir zu erfahren, welche Gründe es für Dich sind, aus denen Du Deinen Wert nicht in Worte fassen kannst.
So oder so kann es sehr hilfreich sein, wenn Du Dir bewusst machst, was genau Dich hindert. Denn das, was uns bewusst ist, können wir in eine für uns passende Richtung lenken. Falls es Dir leicht fällt, Deinen Wert in Worte zu packen, gilt dasselbe: Was Dir bewusst ist, kannst Du bewusst einsetzen.
Welche Erfahrungen hast Du bisher damit gemacht, Deinen Wert zu formulieren? Ich bin gespannt!
Bis nächsten Freitag! Bleib klar.
Deine Saskia
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When I ask self-employed women why they started their own business, 99% say at least one of the following sentences:
- „I want to be my own boss.“
- „I want to dispose of my time myself.“
- „I want to do what I really want to do.“
- „I want to be independent.“
- „I want to be free.“
- „I want to do my thing.“
Sounds good at first. It was exactly the same with me. And I had another one that I hear much less often from other self-employed women: I want to be paid really well. I do not mean „in 10-15 years, when I have completed at least 8 further training courses and gained a lot of experience“, but now. Today.
The Lord Voldemort of the motives
In this context, I mainly observe two scenarios.
Scenario A: A lot of self-employed women think the phrase „I want to be paid really well.“ secretly. It is there. Only it seems so forbidden, so outrageous, so unladylike that it is only pronounced in a whisper, if at all. It’s the Lord Voldemort of the motives.
Scenario B: I also know self-employed women who actually say the sentence out loud. Their problem, however, is often that they have the carrot dangling in front of their eyes, but still sabotage themselves again and again when they are about to bite into it.
Both scenarios are limiting. Both make you small. The result is the same whether you find yourself in scenario A or in scenario B: You fail to put your value into words at the crucial moment. The decisive moment for me is the offer that you are supposed to write for a client. Setting your hourly or daily rate. The conversation with the potential client in which you want to pitch your added value. The negotiation. In other words: All situations in which it is a matter of clearly formulating your value and quantifying it in Euros. Situations in which you fly out of your comfort zone and land unchecked in the panic zone. The really good news is that it doesn’t have to stay that way.
You are not alone
Perhaps it also comforts you a little that you are not alone. At least that’s how it usually is with me. Every day I meet more women who would love to be able to put their work into words and then exchange them for Euros. I have already experienced this in the corporate context, both from an internal and an external point of view – and it continues with the self-employed. The common denominator are women.
Now you might think: Aha, so it’s my fate. Sorry to disappoint you. It is perfectly understandable that you feel the way you feel. At the same time I want to encourage you that it is possible to feel differently. The way you deserve it: valuable. You don’t have to wait for it to happen. You can learn how.
In my experience, a useful first step in learning new behavior is to analyze the current situation. An understanding of the reasons why you are not (yet) able to express your worth in words. And to then do something differently in the next step.
Here are 3 of the reasons I have identified why some women cannot put their worth into words. Maybe you will find yourself here or there.
Reason # 1: You hesitate to claim what’s yours.
This is a classic. It’s probably mainly because you are afraid that others might think you are being outrageous. Always be modest, girl. Not.
Reason # 2: You expect others to recognize your achievements on their own.
„I’m doing so, so much, they have to see that!“ Understandable. And yet unhelpful. Nobody expects you to suddenly act like the cocky show-offs you find so terrible (it’s most often men). There is something else in between. I call this „dimming“ in my coaching sessions.
Reason # 3: You are already aware that some of your behaviors are a hindrance to you and you still stick to them.
This is the excuse trap. We are all masters at finding good, „rational“ reasons why we behave how we behave. We simply are „like that“. It would not be authentic if we suddenly behaved differently. That’s just not us.
All I can say about this is that maintaining behavior that we already know will not get us where we want to go is stubborn at best.
What you can do right now
Perhaps there is a voice in you right now that is resisting. That’s totally okay. Give it a little time. When you’re ready and want to change something: Yes! The big, deep work is the mindset. Maybe you’ve been working on that for a while. You have already read a few books and reflected a lot. That’s great! What I find particularly great about the mindset is that it doesn’t always have to come first. It is as modest as you are. 🙂
You can change your mindset through positive experiences. And in order to create these positive experiences for you, I am currently working on a „first aid kit“ for the panic zone moments described above.
What you can do right now is listen to yourself and check which of the reasons I have described might suit you. Maybe it’s all three, maybe just one, maybe none. In the latter case, I would find it super interesting to find out from you your reasons why you cannot put your worth into words.
Either way, it can be very helpful if you are aware of what exactly is hindering you. For what we are aware of, we can steer in a direction that suits us. If it is easy for you to put your worth into words, the same applies: What you are aware of, you can use consciously.
What experiences have you had so far with formulating your value? I’m curious!
Until next Friday! Stay clear.
Yours, Saskia