Ich bin total im Stress. Ich stecke nämlich gerade in den letzten Zügen einer Erkältung. Und das heißt, dass ich meinem Plan hinterher hänge. Weil ich nämlich seit neuestem meine Termine absage, wenn ich krank bin. Verhaltensänderung ist also möglich. Ich lese gerade das Buch „Triggers“ von Marshall Goldsmith, dem Executive Coach Guru. In dem Buch geht es genau darum, wie schwierig es für Erwachsene ist, eine echte Verhaltensänderung hinzubekommen, die nachhaltig ist. Dass es so schwierig ist, liegt, einfach gesagt, an den ganzen Triggern unserer Umwelt, denen wir permanent ausgesetzt sind. Und diese Trigger verleiten uns dazu, in bestimmte Verhaltensweisen zu verfallen. Ob das nun der Schokoriegel ist oder dieser eine Satz, den wir hören und der dann einen ganz bestimmten Film in uns ablaufen lässt. Um den Triggern gegenüber fair zu bleiben, möchte ich noch erwähnen, dass es auch positive Trigger gibt. Die machen uns halt nur keine Schwierigkeiten und werden deshalb, wie es so oft im Leben ist, nicht weiter beachtet.
Ich lese genauer gesagt gerade drei Bücher von Marshall Goldsmith gleichzeitig, weil es einer meiner Trigger ist, jemanden entdeckt zu haben, von dem ich lernen will. Dann dreht mein Hirn durch und will alles jetzt und sofort wissen, verstehen und umsetzen. Und das wiederum macht das ganze Thema Ruhe und Gesundwerden schwierig. Ich habe zwar die Termine abgesagt, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich nicht arbeite. Also eigentlich doch keine echte Verhaltensänderung, sondern vielmehr Kosmetik, die mich so tun lässt, als wäre ich sehr achtsam mit mir.
Jedenfalls bin ich total im Stress, weil nun meine Wochenplanung hinten und vorne nicht mehr stimmt. Und was tut der Mensch, wenn er Stress hat? Mehr von dem, was gut funktioniert, wenn er entspannt ist. Das ist eine der grundsätzlich wunderbaren Strategien unseres Gehirns. Spart nämlich Energie. Auf den ersten Blick jedenfalls. Bis wir dann merken, dass es irgendwie immer anstrengender wird. Und das liegt daran, dass zu viel des Guten eben nicht mehr gut ist.
Das Kernquadrat von Daniel Ofman
Es gibt dazu ein wunderbares Modell von Daniel Ofman. Er nennt es das Kernquadrat. Das Kernquadrat besteht aus vier Feldern:
- Qualität
- Falle
- Herausforderung
- Allergie
Es sagt aus, dass aus einer Qualität eine „Falle“ werden kann, wenn wir sie übertreiben. Beispiel: Eine meiner Qualitäten ist Agilität. Wenn ich in Stress gerate, überhole ich mich quasi selbst und feuere eine Idee nach der nächsten raus. Das führt dann unter Umständen dazu, dass ich den Überblick verliere und in dem Ideen-Chaos gar nicht mehr weiß, wo ich anfangen soll. Das ist meine dazugehörige „Falle“. Ich nenne sie „Ideen-Überflutung“. So weit, so gut. Um aus der Falle wieder rauszukommen, brauche ich das, was Ofman meine Herausforderung nennt. Für mich ist das in diesem Kontext eine Struktur, in die ich meine Ideen gießen kann. Die Herausforderung ist mein Entwicklungsfeld. Wenn ich also in Stress gerate, versuche ich, das passende Entwicklungsfeld zu identifizieren und meinen Fokus darauf zu legen. Das beruhigt sofort (schon die Reflexion über das Entwicklungsfeld wirkt Wunder). Und dann habe ich einen Pack-An.
Das mit der Allergie ist ganz wörtlich gemeint. Hier versteckt sich das Gegenteil meiner ursprünglichen Qualität, auf das ich allergisch reagiere. Sprich: Wenn jemand anderes (!) diese Eigenschaft zeigt, triggert mich das enorm. Womit wir wieder beim Anfang wären. Wie ich mit diesem Trigger umgehe, ist meine Entscheidung, kein Schicksal. In diesem Beispiel ist meine Allergie die Übertreibung meiner Herausforderung. Einfach gesagt: Wenn jemand starr seiner Struktur folgt, ohne Flexibilität, ohne Agilität, ohne Spielraum, drehe ich durch. Ich nenne das Rigidität. Und das positive Gegenteil ist wiederum meine Qualität, das agile Entwickeln von Ideen.
Im Beispiel sieht es also folgendermaßen aus:
- Qualität: Agilität; zu viel des Guten führt zu meiner
- Falle: Ideen-Überflutung; das positive Gegenteil ist meine
- Herausforderung: Struktur; zu viel des Guten führt zu meiner
- Allergie: Rigidität; das positive Gegenteil ist meine Qualität (Agilität).
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass hinter jeder Falle und hinter jeder Allergie, hinter jeder vermeintlichen Schwäche eine Qualität steckt. Cool, oder? Es lohnt sich, die zu entdecken. Sowohl bei dir selbst als auch bei anderen. Und da wir nur im Hier und Jetzt reflektieren können, hilft das auch bei der Achtsamkeit, die wiederum ein hervorragendes Mittel gegen Stress ist. Ich merke beim Schreiben, wie mein Stresslevel sinkt. Das liegt zum einen daran, dass ich gerade mein Stressverhalten reflektiere, zum anderen, dass ich mir durch diesen Blog-Post eine Struktur geschaffen habe, in die ich meine wilden Ideen gießen konnte. Vielleicht steht es um meine Qualität zur Verhaltensänderung doch besser als ich dachte.
Vielleicht hast du beim Lesen im Hinterkopf schon reflektiert, welche Qualitäten sich hinter deinen Fallen verbergen. Und hinter den Eigenschaften deiner Mitmenschen, auf die du allergisch reagierst.
Welche Qualitäts-Entdeckung hat dich besonders überrascht? Lass mir gern einen Kommentar da.
Bis nächsten Freitag! Bleib klar.
Deine Saskia