5 Trends zum Thema Lernen: Meine Prognose für 2021

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5 Trends zum Thema Lernen: Meine Prognose für 2021

To read this article in English, please scroll down. Da ich keine Freundin von Jahresrückblicken bin, wage ich heute lieber mal den Blick in die Glaskugel und orakle ein bisschen zum Thema Lernen. Ich beschäftige mich schon sehr lange sowohl berufsbedingt als auch aus ganz privatem Interesse damit, wie Menschen am besten lernen. Das so genannte „lebenslange Lernen“ steht bei mir sehr hoch auf der Prioritätenliste. Ich nenne das nur in der Regel nicht so, wie Du an den Anführungszeichen erkennen kannst. Für mich ist das nichts, was man extra erwähnen muss, als wäre es eine besondere Leistung. Ganz ähnlich wie die Bewegung ist das Lernen für mich ein natürlicher Bestandteil meines Selbstverständnisses. Und mit Lernen meine ich hier nicht nur das rein akademische Lernen, sondern vielmehr geht es mir um Weiterentwicklung auf allen Ebenen, also zum Beispiel auch auf der sozialen und auf der ökologischen. Vor diesem Hintergrund finde ich es interessant, dass man es offenbar extra erwähnen muss, wenn man ein lebenslanger Lerner ist. Noch interessanter finde ich den Umkehrschluss: Wenn ich mich dafür entscheiden kann, ein lebenslanger Lerner zu sein, muss das auch bedeuten, dass ich mich dagegen entscheiden kann. Das finde ich 1. beängstigend und 2. erstaunlich, da es auch heißen würde, dass das menschliche Gehirn sich bewusst gegen das Lernen entscheiden kann. So wie ich das Gehirn betrachte, ist es allerdings genau dafür da. Okay, es ist auch dafür da, zentrale überlebensnotwendige Funktionen (z.B. Kreislauf, Atmung, Schlaf, Reflexe etc.) zu steuern. Aber das kann das Gehirn einer Eidechse auch. Bevor ich jetzt zu philosophisch werde, kommt hier mein erster Trend zum Lernen, den ich für das Jahr 2021 (und darüber hinaus) prognostiziere:

Trend #1: Selbstbestimmtes Lernen

Durch Krisen jeglicher Natur entsteht Unsicherheit. Eine natürliche Reaktion des Menschen auf Unsicherheit ist es, Orientierung zu suchen. Gern in Form von anderen Menschen, die uns vertrauenswürdig erscheinen und von denen wir glauben, dass sie uns sicher durch die Krise führen werden. Durch verschiedene, sehr unglückliche Verhaltensweisen und Entwicklungen kommt es immer stärker zum Vertrauensverlust, zum Beispiel in Bezug auf Politiker oder auch den Finanzsektor. Notgedrungen suchen wir uns andere Wege zurück in die Sicherheit.

Einer dieser Wege ist ein wichtiger Trend, der sich aus meiner Sicht in den kommenden Jahren immer mehr verstärken wird: Das selbstbestimmte Lernen. Für Menschen, die sich für diesen Weg entscheiden, gewinnt die Qualität der jeweiligen Quelle immer mehr an Bedeutung. Es wird viel Zeit in die persönliche Bildung und Entwicklung von Kompetenzen investiert, unabhängig vom Thema. Gleichzeitig wird sehr breit gedacht und über den Tellerrand hinaus geguckt. Dies ist ein Trend, den ich sehr begrüße und für den ich zu 100% selbst stehe.

Mir als Expertin bietet das die Chance, meiner Verantwortung gerecht zu werden und immer mehr Menschen Teile der Orientierung zu geben, die sie sich wünschen. Für Unternehmen bedeutet dieser Trend, dass die Personalentwickler*innen umdenken und ihr Entwicklungsangebot gegebenenfalls dringend anpassen müssen, um weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Einige Unternehmen sind hier zum Glück schon sehr weit und bieten ihren Mitarbeiter*innen zum Beispiel individuelle Weiterbildungs-Budgets, die dann selbstbestimmt eingesetzt werden können. Was sicher immer weniger funktionieren wird, sind 08/15-Trainings, die mit dem Gießkannen-Prinzip über die Leute gekippt werden. Das ist nicht nur nicht effektiv, sondern auch noch Geldverschwendung. Das ist einer der Gründe, warum ich auf maßgeschneiderte Maßnahmen setze. Besonders individuelle virtuelle Business-Coachings funktionieren schon jetzt gut und werden immer mehr nachgefragt werden.

Trend #2: Beschränktes Wissen

Ein so machtvoller Trend wie der des selbstbestimmten Lernens kommt selbstverständlich mit einem ebenso starken Gegentrend daher: Eine alternative Reaktion auf mangelndes Vertrauen und wachsende Orientierungslosigkeit ist, dass wir uns abkapseln und uns mit den Informationen aus unserer unmittelbaren Umgebung begnügen. Das nennt man dann beschränktes Wissen. Das ist nichts Neues, wir kennen das seit sehr langer Zeit von Stammtischen und ähnlichen Phänomenen. Das Internet tut sein Übriges dazu, diesen Trend zu verstärken: Wenn ich nicht aufpasse, lande ich schnell in einer Wissens-Blase, die im Grunde nichts anderes ist als ein virtueller Stammtisch. Jeder kann sich selbst beantworten, ob er gern an einem Stammtisch sitzen möchte oder nicht. Manche Menschen kapseln sich noch wortwörtlicher ab und betreiben so genanntes „Cocooning“. Was so gemütlich klingt, birgt gleichzeitig die Gefahr, dass die im Kokon eingeschlossene Raupe die Metamorphose unterbricht und nie zum Schmetterling wird.

Zugegebenermaßen ist dies ein Trend, der mir Unbehagen bereitet. Ich selbst hinterfrage regelmäßig, ob ich mich zwischendurch selbst an Stammtische setze, ohne es zu merken. Und das ist das Tückische. Meine Hoffnung ist, dass meine Reflexionsfähigkeit das weitestgehend verhindert. Gleichzeitig bin ich nicht so arrogant zu denken, dass ich da komplett drüber stehe. Es soll auch intellektuelle Stammtische geben.

Für meinen Job ist genau diese Selbstreflexion das, was entscheidend ist. Ich sehe es als eine meiner großen Aufgaben für die Zukunft, Menschen weiter in ihrer Reflexionsfähigkeit zu stärken. Diese Reflexionsfähigkeit ist es auch, die einen wichtigen eigenen Trend darstellt, der insbesondere bei der Beurteilung von Führungskräften eines der Hauptkriterien darstellen wird. Reflexionsfähigkeit bedeutet für mich in erster Linie, dass ich über mich selbst und mein Verhalten nachdenke und dabei verschiedene Perspektiven einnehmen kann. Erst wenn ich das beherrsche, kann ich andere wirklich führen.

Trend #3: Egal wo, egal wann

Dies ist eine Unterform des selbstbestimmten Lernens. Hier geht es allerdings weniger um die Inhalte, sondern um die Unabhängigkeit von Zeit und Ort. Das ist ein Effekt der Digitalisierung, der für mein Gefühl noch stärker auf das Lernen angewendet werden sollte. In Bezug auf Kommunikation, soziale Medien und Unterhaltung (sofern man das als unterschiedliche Kategorien betrachtet) ist das bereits seit Jahren gelebte Normalität. Im Bereich Lernen haben wir da noch Potential. Es gibt heutzutage so viele tolle Anbieter, die es möglich machen, dass Experten wie ich ihr Wissen mit anderen Menschen teilen. Und das auf eine Art, die es den Menschen ermöglicht, selbst frei zu entscheiden, wann und wo sie lernen möchten: auf dem Sofa, im Büro, mit Blick auf den Rhein, am Strand, in der Bahn, … Sprich: Überall dort, wo es Netz gibt. Unternehmen sind gut beraten, wenn sie weniger auf ihre festen Lernpfade setzen, die oft mit Präsenzveranstaltungen verbunden sind. Stattdessen ist es eine gute Investition, wenn sich die Mitarbeiter*innen selbst ihren Pfad auswählen. Und das dann eben über das bereits erwähnte individuelle Weiterbildungs-Budget finanziert wird. Dafür müssten auch viele Einkaufs-Abteilungen umdenken, um es flexibler und schneller zu ermöglichen, Anbieter zu listen. Das scheint mir momentan eine der größten Hürden zu sein, die rein im System liegt.

Trend #4: Wohldosierte Nuggets

Ich weiß nicht, wie es Dir geht – ich selbst mag es gern, wenn ich zum Beispiel in einem Online-Kurs zwischen den Lektionen springen kann. Das beinhaltet auch, dass ich Lektionen weglassen kann, wenn sie mir für mich nicht relevant erscheinen. Am besten ist es, wenn ich von Anfang an nur solche Inhalte erhalte, die für mich relevant sind. Damit das für möglichst viele Menschen so ist, macht es für Anbieter*innen, Personalentwickler*innen und Co. Sinn, Inhalte in gehirngerechte Nuggets, also kleine Lektionen, einzuteilen. Dann kann ich als Lernende*r selbst auswählen, welche Nuggets ich haben möchte. Wenn ich das privat entscheide, zahle ich entsprechend auch nur das, was für mich relevant ist. Für mich ist eine gute Nugget-Länge 10 Minuten maximal.

Trend #5: Hybride aus On- und Offline

In diesem Jahr habe ich zu 98% online gearbeitet. Das ist keine große Überraschung, da Präsenz-Treffen die meiste Zeit des Jahres nicht möglich waren. Meine Einschätzung für die Zukunft ist, dass es immer mehr Hybride aus On- und Offline-Komponenten geben wird. Warum nicht das Beste aus beidem kombinieren? Diesen Trend sehe ich eher ab der 2. Jahreshälfte 2021, sofern das Virus bis dahin ausreichend eingedämmt ist. Dann aber wird es zunächst einen Run auf Präsenzformate geben, weil viele Menschen endlich wieder im „echten“ Kontakt sein wollen. Sobald sich das etwas gelegt hat, wird rationaler auf Vor- und Nachteile geblickt werden. Daraus ergeben sich dann die Hybrid-Formate. Ich prognostiziere, dass es sich mit Meetings sehr ähnlich verhalten wird.

Wissen macht erst dann Spaß, wenn man es teilt

Deshalb arbeite ich täglich daran, für 2021 neue, spannende Formate anzubieten, die hoffentlich alle 5 von mir prognostizierten Trends berücksichtigen werden. Vielleicht ist da auch was für Dich oder Deine Mitarbeiter*innen dabei.

Was denkst Du? Welche Trends siehst Du für 2021? Ich freue mich darauf, von Dir zu hören! Kommentiere gern auf LinkedIn oder Facebook unter meinem Artikel.

Bis nächsten Freitag! Bleib klar.

Deine Saskia

Since I am not a fan of looking back over the year, I prefer to take a look into the crystal ball today and talk a little about learning. For a very long time, I have been concerned with how people learn best, both professionally and out of private interest. So-called „lifelong learning“ is very high on my priority list. I just don’t usually call it that, as you can tell from the quotation marks. For me this is nothing that needs to be mentioned, as if it were a special achievement. Much like movement, learning is a natural part of my self-image for me. And by learning, I don’t just mean purely academic learning, but rather about further development at all levels, for example also at the social and the ecological. With that in mind, I find it interesting that you obviously have to mention it if you are a lifelong learner. I find the reverse conclusion even more interesting: If I can choose to be a lifelong learner, that must also mean that I can decide against it. I find that a) frightening and b) astonishing because that implies that the human brain can consciously decide against learning. The way I look at the brain, however, that’s what it’s there for. Okay, it is also there to control central functions necessary for survival (e.g. circulation, breathing, sleep, reflexes, etc.). But a lizard’s brain can do that too. Before I get too philosophical now, here’s my first learning trend that I forecast for 2021 (and beyond):

Trend # 1: Self-determined learning

Crises of any nature create uncertainty. A natural human reaction to uncertainty is to seek orientation. Preferably in the form of other people who appear trustworthy to us and whom we believe will lead us safely through the crisis. Various very unfortunate behaviors and developments lead to an ever greater loss of trust, for example in relation to politicians or the financial sector. We are forced to look for other ways back to safety.

One of these ways is an important trend that I believe will intensify more and more in the coming years: self-determined learning. For people who choose this path, the quality of the respective source is becoming more and more important. A lot of time is invested in personal education and skills development, regardless of the topic. At the same time, people think very broadly and outside the box. This is a trend that I very much appreciate and for which I stand 100% myself.

As an expert, this gives me the opportunity to live up to my responsibility and to give more and more people my share of the orientation they as for. For companies, this trend means that HR developers have to rethink and, if necessary, urgently adapt their development offers in order to continue to be an attractive employer. Fortunately, some companies have already come a long way and offer their employees, for example, individual training budgets that can then be used independently. What is sure to work less and less are run-of-the-mill training courses that are tipped over people using the watering can principle. Not only is it not effective, it is also a waste of money. That is one of the reasons why I rely on tailor-made measures. Individual virtual business coaching in particular is already working well and will be in greater demand.

Trend # 2: Limited knowledge

A trend as powerful as that of self-determined learning naturally comes with an equally strong counter-trend: An alternative reaction to a lack of trust and growing disorientation is that we isolate ourselves and content ourselves with information from our immediate surroundings. This is called limited knowledge. This is nothing new, we have known this for a very long time from regulars‘ tables and similar phenomena. The internet does the rest to reinforce this trend: If I’m not careful, I quickly end up in a knowledge bubble that is basically nothing more than a virtual regulars‘ table. Everyone can answer for themselves whether they would like to sit at a regulars‘ table or not. Some people isolate themselves even more literally and practice so-called „cocooning“. What sounds so cozy at the same time harbors the risk that the caterpillar trapped in the cocoon will interrupt the metamorphosis and never become a butterfly.

Admittedly, this is a trend that makes me uncomfortable. I myself regularly question whether I sit down at regulars‘ tables myself in between without noticing. And that’s the tricky thing. My hope is that my ability to reflect will prevent that as much as possible. At the same time, I’m not arrogant enough to think that I’m completely over it. Mind you, there are intellectual regulars‘ tables.

For my job, this self-reflection is exactly what is crucial. I see it as one of my great tasks for the future to further strengthen people’s ability to reflect. It is also this ability to reflect that represents an important trend in its own right, which will be one of the main criteria, especially when assessing executives. For me, the ability to reflect primarily means that I think about myself and my behavior and that I can take on different perspectives. Only when I have mastered this can I really lead others.

Trend # 3: No matter where, no matter when

This is a sub-form of self-determined learning. However, this is less about the content and more about the independence of time and place. This is an effect of digitilization that I feel should be applied even more to learning. In terms of communication, social media, and entertainment (if viewed as different categories), this has been normal for years. We still have potential in the area of learning. There are so many great providers out there today who make it possible for experts like me to share their knowledge with other people. And in a way that enables people to freely decide for themselves when and where they want to learn: on the sofa, in the office, with a view of the Rhine, on the beach, on the train, … In other words: anywhere wherever there is reception. Companies are well advised if they rely less on their fixed learning paths, which are often associated with face-to-face events. Instead, it is a good investment for employees to choose their own path. And that is then financed through the aforementioned individual training budget. Many purchasing departments would have to rethink their processes in order to make them more flexible and faster to list providers. That seems to me to be one of the biggest hurdles that lies in the system at the moment.

Trend # 4: Well-dosed nuggets

I don’t know about you – I do like it when I can jump between lessons in an online course, for example. This also means that I can leave out lessons if they don’t seem relevant to me. It is best if I only receive content that is relevant to me right from the start. So that this is the case for as many people as possible, it makes sense for providers, personnel developers and the like to divide content into brain-friendly nuggets, i.e. small lessons. Then, as a learner, I can choose which nuggets I want. If I decide that privately, I only pay for what is relevant to me. For me, a good nugget length is 10 minutes maximum.

Trend # 5: Hybrids of online and offline

This year I have worked 98% online. This is not a big surprise as face-to-face meetings were not possible for most of the year. My assessment for the future is that there will be more and more hybrids of online and offline components. Why not combine the best of both? I tend to see this trend from the second half of 2021, provided that the virus has been sufficiently contained by then. There will initially be a run on presence formats because many people finally want to be in „real“ contact again. As soon as that has subsided, the advantages and disadvantages will be looked at more rationally. This then gives rise to the hybrid formats. I predict that it will be very similar with meetings.

Knowledge is only fun if you share it

That’s why I work every day to offer new, exciting formats for 2021 that will hopefully take all 5 of the trends I forecast into account. Maybe there is something in there for you and/or your employees.

What do you think? What trends do you see for 2021? I look forward to hearing from you! Feel free to comment on my article on LinkedIn or Facebook.

Until next Friday! Stay clear.

Yours, Saskia

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