Coaching ist wie Marketing. Kann doch jede*r. Oder?

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Coachen ohne Coaching-Ausbildung ist ein kontroverses Thema. Die meisten meiner Coach-Kolleg*innen heben zunächst empört die Augenbrauen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Expert*innen zeige, wie sie auch ohne Ausbildung 1a coachen können. Das geht ihnen, glaube ich, gegen die Berufs-Ehre. Ich kann das zum Teil gut verstehen, denn wenn ich sehe, wer so alles in meiner Branche unterwegs ist und sich „Coach“ nennt, wundere ich mich manchmal sehr. Ich bin also auch eine potentielle Augenbrauen-Hochzieherin.

Es ist allerdings ein fataler Trugschluss, zu glauben, dass deshalb jede*r, die oder der ohne Ausbildung coacht, automatisch ein*e Hochstapler*in ist.

Qualität ist mir wichtiger als Qualifikation

Mir persönlich geht es insgesamt, nicht nur beim Thema Coaching, immer weniger um die offizielle Qualifikation, sondern um die tatsächliche Qualität. Ich bin da Pragmatikerin. Qualifiziert bist du für mich, wenn ich dich Anderen empfehlen würde. Punkt. Ich glaube, dass das ein Effekt des „neuen“ Lernens ist, das – zum Glück – immer selbstbestimmter wird. Self-directed learning. Ich kann jederzeit, überall lernen. Wieso soll das nicht auch fürs Coaching gelten? Wieso nicht nur die Dinge rauspicken, wo ich noch Entwicklungsbedarf habe? Und gezielt dort besser werden? Hätte es diese Art der Coach-Ausbildung gegeben, als ich mich dafür entschieden habe, eine Zertifizierung nachzulegen, um mich noch sicherer zu fühlen, ich hätte das sofort gebucht.

Zur Ehrenrettung der zertifizierten Coaches muss ich sagen: Ich kenne wirklich viele sehr gute zertifizierte Coaches. Gleichzeitig kenne ich mindestens genauso viele, die zwar ein teuer bezahltes Zertifikat an der Wand hängen haben (Wo ist meins eigentlich? Irgendwo im Schrank. Muss ich mal suchen.), aber so weit von den Grundhaltungen des Coachings entfernt sind, dass ich mich frage, wozu sie die Ausbildung eigentlich gemacht haben. Scheinbar nicht, um echte Kompetenzen zu entwickeln.

Entspannt coachen statt mit angezogener Handbremse

Ich finde es super schade, dass es so viele wunderbare Coaches gibt, die sich teilweise gar nicht trauen, das laut auszusprechen, weil ihnen eben das „Gütesiegel“ fehlt. Die immer mit angezogener Handbremse coachen und sich vermarkten, weil sie Angst haben, sich angreifbar zu machen. Oder denen eben tatsächlich diese innere Ruhe, diese Sicherheit fehlt, über die Methodenkompetenz zu verfügen, die es braucht.

Ich kann das mit absoluter Gewissheit sagen, weil ich früher auch zum Team „Ich coache mit schlechtem Gewissen“ gehörte. Ich coache schon seit vielen Jahren. Ich habe in meiner Konzernzeit immer mal wieder im Rahmen von Fortbildungen auch Coachingmethoden gelernt. Und danach erfolgreich angewendet. So richtig gut und entspannt fühlte sich das trotzdem nicht für mich an, auch wenn es dafür gar keinen offensichtlichen Grund gab: Meine Klient*innen waren immer sehr zufrieden und ich habe eigentlich gespürt, dass ich intuitiv sehr vieles richtig mache beim Coaching.

Die leise Stimme, die zischt: „Du darfst das nicht!“

Gleichzeitig war da aber eben immer diese leise Stimme in mir, die mir zuzischte: „Du bist nicht legitimiert! Du darfst das nicht! Und du darfst das auch nicht so gut können ohne richtige Ausbildung!“ Die Stimme kam nicht ausschließlich aus mir selbst heraus. Nein, auch von außen bekam ich das immer mal wieder zu hören. Von Coaches mit Ausbildung, versteht sich. Diese Arroganz, zu glauben, man sei etwas Besseres, weil man einen offiziellen, konservativen Weg gegangen ist, hat mich schon immer gestört. Ich kenne das von manchen Leuten, die ihr Diplom von der „richtigen“ Uni haben, die mich mitleidig angucken, wenn ich von meinem Fachhochschul-Diplom in BWL erzähle.

Ja, ich bin zertifizierter systemischer Coach. Ich bin auch stolz darauf und weiß sehr genau, welche Kompetenzen ich mir im Rahmen der Ausbildung angeeignet habe, bei denen es vorher Entwicklungsbedarf gab. Und doch will ich auf keinen Fall so ein Uni-Diplom-Fiesling sein.

Mut, Methoden und Struktur, wenn Coaching nicht dein Fokus ist

Stattdessen möchte ich den Menschen, die coachen möchten, für die das Coaching an sich aber vielleicht nicht im Vordergrund ihrer Wertschöpfung steht, Mut machen. Ich möchte ihnen die aus meiner Sicht und Erfahrung wichtigsten Methoden vermitteln. Ich möchte ihnen einen Rahmen und Strukturen geben, auf die sie sich verlassen können. Denn am Ende zählt für mich das, was bei den Kundi*nnen, Klient*innen oder wie auch immer du sie nennen möchtest ankommt.

Experte ist nicht gleich Coach

Es gibt übrigens auch noch das andere Team in Bezug auf „Coaching ohne Ausbildung“. Dieses Team hat diesem Artikel zu seiner Überschrift verholfen. Ich nenne es das Team „Coaching ist wie Marketing. Kann doch jede*r.“ Ich glaube, dass sind diejenigen selbsternannten Coaches, die ich so unangenehm finde. Weil es eben so einige Coaching-Kompetenzen gibt, die entscheidend sind für ein wirkungsvolles Coaching. Weil es nicht reicht, Experte für ein Thema zu sein. Experte ist nicht gleich Coach. Wer das erkannt hat, merkt irgendwann, dass es unter anderem Rollenflexibilität braucht: Den bewussten Wechsel zwischen Expertenrolle und Coachrolle. Mal davon abgesehen, dass sie auch dem Marketing beleidigend unrecht tun. (Wenn du mehr über Rollenflexibilität wissen willst, kannst du hier nachlesen.)

Eigentlich wollte ich dir heute etwas über Rollenökonomie (Inwiefern gelingt es dir, die Rollenflexibilität so zu leben, dass sie optimal für deinen Ressourcenhaushalt ist?) und Rollenstabilität (Inwiefern gelingt es dir, in der gewählten Rolle zu bleiben?) erzählen. Aber das läuft ja nicht weg.

Bis nächsten Freitag! Bleib klar.

Deine Saskia

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