Stress is just a state of mind

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Stress is just a state of mind

To read this article in English, please scroll down. Es gibt Momente, da ist die deutsche Sprache mir einfach zu hölzern. „Geisteszustand“ als Übersetzung für das englische „state of mind“ klingt mir zu fremd, zu weit weg. Und irgendwie so, als stünde man kurz vor der Einweisung in eine psychiatrische Anstalt. Die englische Sprache erlaubt es mir außerdem, einen Hauptsatz als Überschrift zu nutzen, bei dem tatsächlich jedes Wort lediglich aus einer einzigen Silbe besteht. Und das entspannt mich irgendwie.

Womit wir auch schon mitten im Thema wären: Ich beschäftige mich momentan mehr denn je mit der Frage, was genau Menschen eigentlich in Stress versetzt und was – viel wichtiger für mich – für Entspannung sorgt. Entspannung ist dabei für mich die Kunst, loszulassen. Übers Loslassen und seinen Antagonisten, das Müssen, habe ich letzte Woche geschrieben. Heute möchte ich darauf schauen, wie Stress, Loslassen, Entspannung und Energiegewinnung miteinander verknüpft sind und wie Du das für Dich nutzen kannst.

Die Techniker Krankenkasse hat im Jahr 2016 die Studie „Entspann dich, Deutschland“ veröffentlicht. Daraus ging unter anderem hervor, dass die Deutschen auf den Plätzen 1, 2 und 3 „die Arbeit“, „hohe Ansprüche an sich selbst“ und „zu viele Termine und Verpflichtungen in der Freizeit“ als größte Stressfaktoren benennen. Bei Kindern steht auf Platz 1 übrigens die Schule. Allerdings: Das Stress-Empfinden ist meiner Erfahrung nach fast so individuell wie der Fingerabdruck. Umso wichtiger ist es, sich mit den ganz persönlichen Strategien zur Energiegewinnung auseinander zu setzen, denn auch die sind für jeden Menschen anders.

Ich finde das Ergebnis der Studie an sich nicht sehr überraschend. Spannend ist für mich allerdings, dass die Antworten ja aus der Zeit vor der Pandemie stammen. Ich fände es sehr interessant, die Studie jetzt noch einmal zu wiederholen. Meine These ist, dass die vermehrte bis ausschließliche Arbeit im Homeoffice der letzten Monate bei vielen Menschen die Intensität der beiden stärksten Stressoren „Arbeit“ und „Anspruch an sich selbst“ noch verstärkt hat. Einige wenige haben das Glück, dass sie die Arbeit zu Hause als entspannter empfinden. Meiner Erfahrung nach sind das oft Menschen mit einer Präferenz für Introversion, die ihre Energie eher aus der Reflexion schöpfen. Das ist aber sicher nur einer der Faktoren, die Einfluss haben, und ich habe null Evidenz. Vermutlich wird auch der Stressor „Arbeitsweg“ durch einen anderen ersetzt. Die „ständige Erreichbarkeit“, die 2016 auf Platz 5 landete, könnte zum Beispiel den Freizeitstress ersetzt haben. Viele meiner Klienten im Coaching haben mir über die letzten Monate davon berichtet, dass Ihnen im Homeoffice Orientierung fehlt und sie sehr schwer zwischen Arbeit und Freizeit trennen können. Es verschwimmt alles und geht gefühlt nahtlos ineinander über, so dass es einigen immer schwerer fällt, sich abzugrenzen und in die Entspannung zu kommen.

Der Diplom-Psychologe Prof. Dr. Gert Kaluza hat in seinem Buch „Stressbewältigung“ (Springer, Berlin Heidelberg, 2011, S. 15) geschrieben: „Aus biologischer Sicht bezeichnet der Stressbegriff einen psychophysischen Zustand, bei dem Abweichungen von der Homöostase vorliegen, die durch die verfügbaren, routinemäßigen Reaktionen nicht kompensiert werden können.“ Homöostase bedeutet, einfach gesagt, Gleichgewichtszustand. Um halbwegs stabil zu bleiben, muss sich ein System ständig verändern. Das klingt auf den ersten Eindruck paradox und bedeutet für mich als Individuum: Erst durch kontinuierliche kontextbezogene Veränderung wird es mir möglich, neue Reaktionen auf Abweichungen von der Routine zu entwickeln, so dass ich mich deutlich schneller aus der Panikzone in eine Lernzone und von dort in eine nun erweiterte Komfortzone bewegen kann. Für mich ist das nichts anderes als die (zumindest auf dem Papier) immer häufiger geforderte Agilität, von der viele Leute meiner Meinung nach ermüdend oft gar nicht genau wissen, was damit eigentlich gemeint ist.

Stress, express, de-stress

Ich halte es generell für zielführend, meine Aufmerksamkeit darauf zu richten, wo ich hin will (nämlich zur Entspannung und Energiegewinnung), statt darauf, wovon ich weg will (Stress). Wenn Stress nur ein „state of mind“ ist, muss es auch möglich sein, auf „Entspannung“ umzuschalten. Mein „Pocket Guru“ von Dr. Siri Sat Nam sagt dazu, dass Stress immer dann kommt, wenn in unserer Umwelt etwas passiert und es uns schwerfällt, uns mental daran anzupassen. Wir fühlen uns gestresst, weil wir Schwierigkeiten haben, das anzunehmen, was da ist. Wir können uns vom Stress befreien, indem wir wahrnehmen, was um uns herum passiert, und es dann akzeptieren. Wenn wir unserem Bewusstsein erlauben, aktiv mit dem umzugehen, was da ist, haben wir keinen Stress mehr. Kurz gesagt: Stress, express, de-stress.

Wenn ich mich also mit dem Stressor auseinandersetze, ihn wahrnehme und akzeptiere, weil er sowieso „ist“, auch wenn ich noch so sehr gegen ihn kämpfe (dann erst recht!), eröffne ich mir den Raum zum Loslassen und Entspannen. Wenn Du mich ein kleines bisschen kennst, dann weißt Du, dass ich wahrhaftig nicht die Meisterin des Zen bin. Ich übe täglich, oft scheitere ich kläglich. Und da bei mir persönlich das Akzeptieren meiner Stressoren als „eben da“ oft nicht gut klappen will, fokussiere ich mich lieber auf meine Strategien zur Energiegewinnung. Denn je mehr positive Energie ich zur Verfügung habe, desto seltener gerate ich überhaupt erst in Stress-Situationen. Für mich ist der Schritt vom Stress zur Entspannung zu groß. Ich brauche das Loslassen als notwendigen Zwischenschritt – und das Loslassen fällt mir am leichtesten, wenn ich Dinge tue oder mich mit Menschen umgebe, die mir Energie bringen. Ich mache das ungefähr so:

  1. Stress ist da. Es dauert etwas, dann nehme ich ihn wahr. Vor allem körperlich. Ich bin sehr angespannt, habe einen nervösen Magen. Vielleicht bin ich auch hart zu anderen in meiner Sprache. Auf jeden Fall bin ich super ungeduldig mit anderen. Vielleicht bekomme ich Migräne.
  2. Ich rufe Menschen an, die mir Energie geben. Wenn ich ganz viel Glück habe, sind mein Mann oder mein Sohn da. Am besten beide. Oder ich mache Sport. Das sind meine stärksten Energiequellen.
  3. Jetzt kann ich mir die Erlaubnis geben, den Stress loszulassen.
  4. Die Entspannung kommt. Sie nimmt mir meine Sorgen, meine Anspannung, meinen Stress.

Es geht nicht darum, Symptome zu bekämpfen, sondern die Ursache zu behandeln

Wenn es richtig gut läuft, fällt der erste Punkt weg. Dafür ist entscheidend, dass ich meine Energiegewinnung nicht nur dann im Fokus habe, wenn ich gestresst bin. Das wäre ein bisschen so, als würde ich eine Tablette nehmen, weil ich Kopfschmerzen habe. Mein Ziel ist aber, ohne Medikamente klar zu kommen. Sprich: Es geht nicht darum, Symptome zu bekämpfen, sondern die Ursache zu behandeln. Je öfter ich also auf mein Energie-Konto einzahle, desto seltener werde ich mich gestresst fühlen. Für mich ist das noch ein langer Weg. Ich versuche, es als Prozess zu betrachten. Das fühlt sich dann gleich viel besser an.

Um herauszufinden, was Deine Energiequellen sind, helfen Dir vielleicht diese Fragen hier:

  • Durch welche Menschen, welche Tätigkeiten, welches Umfeld gewinnst Du garantiert Energie? Ganz einfach gefragt: Mit wem bist Du am allerliebsten zusammen, was könntest Du stundenlang tun, wo fühlst Du Dich am allerwohlsten?
  • Welche weiteren Energiequellen hättest Du wahnsinnig gern? Vielleicht denkst Du schon länger über eine bestimmte Energiequelle nach, die Du gern ausprobieren möchtest?
  • Aus welcher Energiequelle, die Du schon kennst und nutzt, würdest Du gern noch öfter auftanken?

Ich habe gerade bemerkt, dass ich noch eine bislang unerkannte Energiequelle habe: Das Schreiben. Ich fühle mich gerade total entspannt und freue mich, dass ich heute alle meine Energiespender vereint habe: Ich habe geschrieben, sehe gleich noch meinen Mann und meinen Sohn und fahre heute Abend zum Boxtraining und mache danach noch Yoga im Ring. Mehr geht nicht. F**k off, Stress, Du hast keine Chance heute!

Und Dir wünsche ich ein energiereiches Wochenende. Bis nächsten Freitag. Bleib klar!

Deine Saskia

Stress is just a state of mind

I am currently more than ever concerned with the question of what exactly puts people under stress and what – much more important for me – ensures relaxation. For me, relaxation is the art of letting go. Last week I wrote about letting go and its antagonist, the must. Today I would like to look at how stress, letting go, relaxation and energy generation are linked and how you can use this for yourself.

In 2016, the German health insurance company Techniker Krankenkasse published the study “Entspann dich, Deutschland” („Relax, Germany“). Among other things, it emerged that the Germans named “work”, “high expectations of myself” and “too many appointments and obligations in my free time” as the greatest stress factors in places 1, 2 and 3. By the way, school is in first place for children. However: In my experience, the feeling of stress is almost as individual as the fingerprint. It is all the more important to deal with your own personal strategies for generating energy, because these are also different for everyone.

I don’t find the result of the study in itself very surprising. What is interesting for me, however, is that the answers come from the time before the pandemic. I would find it fascinating to repeat the study again now. My thesis is that the increased or exclusive work in the home office in recent months has increased the intensity of the two strongest stressors “work” and “expectations of yourself” for many people. A few are lucky enough to find work at home more relaxed. In my experience, these are often people with a preference for introversion who draw their energy more reflection. But that’s probably just one of the factors that have an impact, and I have zero evidence. Presumably the stressor “commuting to work” will be replaced by another. The „constant availability“, which landed in 5th place in 2016, could, for example, have replaced the „leisure time stress“. Many of my clients in coaching have reported to me over the last few months that they lack orientation in the home office and that they find it very difficult to separate between work and leisure. Everything becomes blurred and it feels as if it merges seamlessly into one another, so that some people find it increasingly difficult to relax.

The graduate psychologist Prof. Dr. Gert Kaluza wrote in his book “Stress Management” (Springer, Berlin Heidelberg, 2011, p. 15): “From a biological point of view, the term stress describes a psychophysical state in which there are deviations from homeostasis that cannot be compensated with the available, routine reactions.” Homeostasis simply means a state of equilibrium. In order to remain reasonably stable, a system has to change constantly. At first impression this sounds paradoxical and means for me as an individual: Only through continuous context-related change will it be possible for me to develop new reactions to deviations from the routine, so that I can move from the panic zone into a learning zone and from there into a now expanded comfort zone. For me, this is nothing more than the frequently required agility (at least on paper), of which, in my opinion, many people often don’t know exactly what it means, which is exhausting.

Stress, express, de-stress

In general, I think it is expedient to focus my attention on where I want to go (namely towards relaxation and energy generation) instead of what I want to get away from (stress). If stress is only a state of mind, it must also be possible to switch to „relaxation“. My „Pocket Guru“ by Dr. Siri Sat Nam says that stress always comes when something happens in our environment and it is difficult for us to mentally adapt to it. We feel stressed because we have difficulty accepting what is there. We can get rid of stress by noticing what is happening around us and then accepting it. When we allow our consciousness to actively deal with what is there, we no longer have any stress. In short: stress, express, de-stress.

So when I deal with the stressor, perceive and accept it because it „is“ anyway, no matter how hard I fight against it (then especially!), I open up the space to let go and relax. If you know me a little bit, then you know that I am truly not the master of Zen. I practice every day, and I often fail miserably. And since accepting my stressors as “just there” often doesn’t work out well for me personally, I prefer to focus on my strategies for generating energy. Because the more positive energy I have available, the less often I get into stressful situations in the first place. For me, the step from stress to relaxation is too big. I need letting go as a necessary intermediate step – and letting go is easiest for me when I do things or surround myself with people who bring me energy. I do it like this:

  1. Stress is there. It takes a while, then I notice it. Especially physically. I am very tense and have a nervous stomach. Maybe I’m tough on others in my language. In any case, I’m super impatient with others. Maybe I’ll get a migraine.
  2. I call people who give me energy. If I’m very lucky, my husband or son will be there. Preferably both. Or I do sports. These are my strongest sources of energy.
  3. Now I can give myself permission to let go of the stress.
  4. The relaxation is coming. It takes away my worries, my tension, my stress.

It’s not about fighting symptoms, but treating the cause

If things go really well, the first point is left out. For this it is crucial that I don’t only focus on my energy generation when I’m stressed. That would be a bit like taking a pill because I have a headache. But my goal is to get along without medication. In other words: It’s not about fighting symptoms, but treating the cause. So the more I pay into my energy account, the less often I will feel stressed. There is still a long way to go for me. I try to think of it as a process. That feels a lot better.

To find out what your energy sources are, these questions may help you:

  • Which people, which activities, which environment let you gain energy? Quite simply, who is your favorite person to be with, what could you do for hours, where do you feel most comfortable?
  • What other sources of energy would you like to have? Perhaps you have been thinking about a certain energy source for a long time that you would like to try out?
  • From which energy source that you already know and use would you like to recharge your batteries more often?

I just noticed that I have a previously unrecognized source of energy: writing. I feel totally relaxed at the moment and am happy that I have brought together all of my energizers today: I wrote, I will see my husband and son in a moment and go to boxing training tonight and then do yoga in the ring. More is not possible. F**k off, stress, you have no chance today!

And I wish you an energetic weekend. Till next Friday. Stay clear.

Yours, Saskia

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