Was Klarheit mit Achtsamkeit zu tun hat

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Was Klarheit mit Achtsamkeit zu tun hat

Body, Mind & Soul – so hießen in meiner Welt bis heute schlechte Yoga-Studios aus den 90ern. Das war für mich immer eine Kategorie mit allen Läden, die am Ende ein „& mehr“ in ihrem Namen stehen haben. Irgendwie nicht klar halt. Jetzt macht mein Mann gerade eine Fortbildung zum Thema Resilienz. Eigentlich scheint es eher um Achtsamkeit zu gehen, aber die ist ja auch nicht verkehrt und aus meiner Sicht eine Voraussetzung für Resilienz. Von beidem habe ich persönlich erschreckend wenig. Jedenfalls hat er mir davon erzählt, dass drei Säulen entscheidend sind für die Achtsamkeit: 1. der Körper, 2. der Verstand, 3. die Emotionen. Nur wenn alle drei gleichwertig betrachtet werden, können wir echte Achtsamkeit mit uns erleben. So funktioniert ja auch Meditation, sagte er mir. Und damit habe ich endlich kapiert, wieso Meditation für mich bisher eben nicht so funktioniert hat wie ich mir das vorstelle: Ich habe irgendwie immer mindestens eins der drei ausgeblendet. Oder alternativ eines über-fokussiert. Und wenn ich jetzt Körper, Verstand und Emotion mal frei übersetze, kommt dabei doch tatsächlich Body, Mind & Soul raus. Verrückt. Vielleicht also doch gar kein so schlechter Name für ein Yoga-Studio. & mehr.

Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der mit Ruhe nicht viel am Hut hat. Passivität ist für mich die Vorstufe von Schlendrian. Und der kommt mir nicht ins Haus. Ich fühle ich immer dann wertvoll, kompetent und „richtig“, wenn ich in Aktion bin. Das hat viele positive Effekte, zum Beispiel den, dass ich in wahnsinnig kurzer Zeit wahnsinnig viel schaffe. Und meine Pulsuhr behauptet, dass meine Leistungsfähigkeit mit 41 der einer Anfang-20-Jährigen entspricht. (Meine Haut hat das leider irgendwie nicht mitbekommen, aber man kann eben nicht alles haben. Von Weitem geht’s.)

Kurzum: Ich bin wirklich großer Fan meiner Hummeln im Hintern, die treiben mich schließlich an und haben wesentlich dazu beigetragen, dass ich heute da bin, wo ich sein will. Es kommt ab und zu vor, dass ich gefragt werde: „Wie machst Du das?“ Mit „das“ ist meistens der Fitness-Part gemeint. Eine echte Antwort habe ich nicht. Sehr unbefriedigend für alle Beteiligten. Es ist irgendwie eine Mischung aus einem von Natur aus hohen Energielevel, Disziplin, Ehrgeiz, Antrieb, innerer Unruhe, Genen und Koffein (Über die Wirkung von Red Bull will ich lieber gar nicht erst sprechen. Manche gruseln sich zu Recht schon bei der Vorstellung.). Ich wünschte, ich könnte das genauer beschreiben und eine Art Plan daraus entwickeln, den andere nutzen können. Vielleicht kommt das noch.

Der Nachteil meines quasi permanenten Aktionismus ist der, dass weder mein Körper, noch mein Verstand, noch meine Emotionen eine Chance haben, beachtet zu werden. Schon gar nicht alle gleichzeitig. Das ist natürlich keine gute Voraussetzung für Achtsamkeit. Meditation? Für mich eher schwierig. Ich versuche es immer wieder. Und schlafe dabei ein. Das soll man, glaube ich, eher nicht. Und wenn ich jetzt den Faden weiterspinne, dass Klarheit und Achtsamkeit nicht nur viel miteinander zu tun haben, sondern sich echte Klarheit erst aus Achtsamkeit ergeben kann, könnte mir das fast ein bisschen Angst machen. Wie kann ich klar sein, ohne vorher achtsam gewesen zu sein?

Während ich gerade so streng mit mir bin, stelle ich fest, dass es mir ja stellenweise durchaus gelingt, mich in die notwendige Reflexion zu bringen, die am Ende Klarheit bringt. Puh. Also ist doch noch nicht alles verloren. Ich nenne das halt nur nicht Meditation, sondern Nachdenken. Das ist ein bisschen wie mit dem Plan für andere, den ich eben beschrieben habe, nach dem ich bei mir noch suche, wenn es um Fitness geht. Erst wenn ich etwas genau erklären kann, habe ich es verstanden. Und dann kann ich es wiederholen. Und bewusst einsetzen. Und es anderen vermitteln. Zum Glück passiert das zumindest jetzt gerade mit meiner Erkenntnis zur Achtsamkeit im Zusammenhang mit Klarheit. Hier also meine Erklärung: Immer dann, wenn ich achtsam mit meinem Körper, meinem Verstand und meinen Emotionen umgehe, erzeuge ich Klarheit. Die so entstandene Klarheit ist dann in sich stimmig und hat ziemlich hohe Erfolgschancen beim Gegenüber. Und immer dann, wenn ich eins davon vernachlässige oder ein anderes überbetone, gerät das System aus dem Gleichgewicht – und das Ergebnis, sprich meine klare Kommunikation, funktioniert nicht. Dingdingding!

Was bedeutet das Schritt für Schritt? Mal angenommen, Ihr habt eine Situation, für die Ihr Euch Klarheit wünscht (die gibt es bei mir jeden Tag):

  • Nehmt Euch die Zeit zur Reflexion. Ihr merkt schon, das sage ich Euch immer wieder. Ich empfehle für den Anfang 3 bis 10 Minuten am Tag. Das reicht. Gleich morgens ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass es nicht untergeht. Ihr müsst es ja nicht gleich Meditation nennen, wenn sich da Widerstände in Euch aufbauen. Ihr dürft es auch zum Beispiel „Nachdenken“ nennen.
  • Achtet auf alle drei Faktoren:
    1. Körper: Was spüre ich wo im Körper, wenn ich an meine Situation denke? Wo gibt es vielleicht eine Anspannung? Die soll nicht „weggemacht“ werden, es reicht, sie erstmal wahrzunehmen.
    2. Verstand: Welche Gedanken nehme ich wahr? Auch die dürft Ihr beobachten, ohne sie zu bewerten.
    3. Emotionen: Welche Emotionen entstehen dazu in mir? Wahrnehmen und interessant finden.
  • Macht Euch direkt im Anschluss Notizen über Eure Erkenntnisse.

Es ist eine langsame und doch wunderbare Entwicklung, dass Achtsamkeit auch als Leadership-Kompetenz immer stärker in den Vordergrund rückt. Das macht mich wirklich froh, insbesondere aufgrund meiner heutigen Erkenntnis über die Zusammenhänge zwischen Klarheit und Achtsamkeit. Wir brauchen Führungskräfte auf der Welt, die Klarheit bieten. Euer Job ist es, Orientierung zu geben. Und wie soll das gehen ohne Klarheit? Wenn Ihr schon nicht wisst, wo es hingeht – wie könnt Ihr dann erwarten, dass Euch irgendjemand folgt?

Ich für meinen Teil werde gleich heute Abend beim Yoga im Ring nach meinem Boxtraining meine Achtsamkeit trainieren. Ich habe zumindest die Acht schon im Namen. Ist ja schon mal ein gutes Om(en).

Wie schafft Ihr es denn so, achtsam zu sein? Und falls jemand einen guten Tipp hat, wie ich beim Meditieren nicht einschlafe, immer her damit.

Bis nächsten Freitag! Bleibt klar.

Eure Saskia

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